MAN TGA als Trial-Abschlepper
Ich wurde mal wieder von meinem Bruder mit angefixt. Als er sich den Worminator in den USA bei RC4WD bestellte, mussten wir einfach Versandkosten sparen und für mich direkt einen mitbestellen.
Die Idee den 6x6 zum 8x8 aufzurüsten wurde ebenfalls zeitgleich, aus dem oben genannten Grund angegangen. Doch hier hören die Gemeinsamkeiten der beiden 8x8 auch auf.
Arnd hatte sich das Zweiganggetriebe mitbestellt doch hier wollte ich mein Wissen als Schlossermeister einbringen und ein Verteilergetriebe selbst konstruieren. Als wesentlicher Punkt im Lastenheft stand die Laufruhe des Getriebes. Das originale Getriebe läuft alles andere als leise. Hier musste Abhilfe geschaffen werden.
Da es sich um ein relativ einfach konstruiertes Getriebe handelt wurde die erste Zeichnung klassisch mit Lineal und Zirkel auf einem Stück Papier gemacht. Die Berechnungen zur voraussichtlichen Endgeschwindigkeit erfolgten direkt daneben. Das Ergebnis entsprach meinen Vorstellungen. So wurde das Projekt Verteilergetriebe in die Tat umgesetzt.
Die Drehbewegung des oben angebrachten Motors wird über einen außen liegenden Zahnriemen nach unten geleitet. Der Zahnriemen überbrückt so eine relativ große Strecke, die ansonsten mit vielen Zahnrädern hätte überbrückt werden müssen. Weniger Zahnräder bedeuten weniger Zähne und somit weniger Geräusche. Soweit die Theorie. Auf der Welle des unteren Zahnriemenrades sitzt innen ein Zahnrad was über ein zweites Zahnrad die endgültige Ausgangswelle antreibt.
Die Breite des Getriebes musste natürlich dem Innenmaß des Rahmens entsprechen. Die übrigen Abmessungen konnten frei gewählt werden. Das Gehäuse konnte recht schmal gehalten werden, da nur eine Zahnradbreite hier Platz finden musste, da der Zahnriemen außen läuft. Die Zeichnung der Getriebeplatten wurde in einen Wasserschneider übertragen und geschnitten.
Nach der Fertigstellung der Getriebeplatten konnte es an die Montage gehen. Da im Vorfeld die Abmessungen der Zahnräder genau übertragen wurden, passte alles auf Anhieb zusammen.
Als Motor wurde ein Robitronics 21,5T Brushless Motor mit dem entsprechenden Regler verbaut.
Der Motor drehte jedoch sehr hoch und wurde im Betrieb sehr heiß. Auch die Stromaufnahme war sehr hoch, was zur Reduzierung der Fahrzeit führte.
Die Drehzahl des Motors war zu hoch. Abhilfe sollten hier der Austausch des Motors, des Drehzahlstellers und der Einsatz eines Reduziergetriebes bringen.
Das Reduziergetriebe, Untersetzung 4:1, stammt aus einem Akkuschrauber und wurde in Ralfs Heimwerkstatt umgebaut. Der erste Test zeigte auch hier thermische Probleme an diesem Motor und am Planetengetriebe. Der Austausch des Schmiermittels von Fett auf Öl brachte im Getriebe den Gewünschten Effekt. Es läuft ruhig und wird nicht so warm. Der jetzt eingesetzte Graupner-Motor mit 12V wurde mit einem Kühlkörper und einem Ventilator von Conrad herunter gekühlt. So waren alle thermischen Probleme in den Griff zu bekommen.
Ein wesentlicher Punkt beim Umbau des 6x6 zum 8x8 war natürlich der Rahmen. Mein Bruder hatte seinen 6x6 schon so in der Federbeinaufhängung geändert und die Federelemente in die Senkrechte gebracht. Dies geschah, da in den Trialregelwerken Crawlerchassis nicht erwünscht sind. Ein wesentliches Merkmal von Crawlern ist der im schrägen Winkel angebrachte Stoßdämpfer. Um hier jeglichen Diskussionen aus dem Weg zu gehen, wurde die Einbaulage der Stoßdämpfereinheiten geändert.
Ich konnte hier einen Schritt weiter gehen und die Aufnahmepunkte für die Federbeine direkt in die Rahmenhälften integrieren. So entstanden aus dem Prototyp von Arnd zwei Rahmenhälften die oben heraus direkt Ausbuchtungen aufweisen. Diese Rahmenhälften wurden wieder auf dem Wasserschneider aus 3 mm Stahl geschnitten.
Die Abstandhalter und das fertige Verteilergetriebe bilden zusammen mit den Rahmenhälften den Leiterrahmen. Die beiden hinteren Achsen finden ihren Platz wieder an derselben Stelle wie vorher im 6x6. Die Aufnahmeplatten, die die Achsen mit den Federelementen und den Elementen der Achsführung verbinden wurden von mir aus Aluminium gefräst.
Die unteren Längslenker wurden vom 6x6 übernommen. An die Stelle der oberen doppelten Schräglenker wurden stabile Dreieckslenker gesetzt.
Diese Dreieckslenker bestehen aus einem 8 mm Messing Rundmaterial in die mittig ein 4 mm Messing Rundmaterial eingeschraubt ist. Am Ende ist ein, wen auch etwas überdimensionierter, Kugelkopf eingeschraubt. So ausgerüstet können die Achsen auf- und abschwingen und verschränken.
Eine Besonderheit zeigen die Längslenker der beiden mittleren Achsen.
Auf der Innenseite des Leiterrahmens ist kein Platz für die Befestigung der Längslenker, da hier das Getriebe mit der Kardanwelle sitzt. Die Lösung für dieses Problem ist die Verlagerung der beiden Aufnahmepunkte der Längslenker an die Außenseite des Rahmens. Hierfür mussten die beiden Längslenker auf der linken Fahrzeugseite gekröpft werden.
Man mag sich jetzt fragen, warum die Kardanwelle so weit außen sitzt und nicht mittig, dann wäre ja genügend Platz für die Längslenkeraufnahme. Der Grund dafür sind die Kardangelenke und deren Beugewinkel. Durch die weit nach Außen gerückte Montage laufen die Kardanwellen nicht so steil und die Gelenke werden geschont. Da die originalen Kardangelenke hier an ihre Grenzen stießen wurde Sie durch Metallwellen ersetzt.
Die beiden Lenkachsen werden von zwei unabhängigen Servos angesteuert. Auch hier stellt sich das Problem, dass der Arm des zweiten Servos nicht vor der Achse zum Ansteuern der Räder vorbeischwenken kann. Dieser zweite Servo steht somit senkrecht und der Servoarm schwenkt direkt unter der Halteplatte nach Rechts und Links. Hier hilft auch in diesem Fall die Mischfunktion der Funkanlage. Hier werden die gegenläufigen Bewegungen der beiden Standardservos mit je 25kg Stellkraft koordiniert.
Das Rolling-Chassis ist somit Einsatzbereit.
Eine Kabine und ein entsprechender Heckaufbau sollen dem ganzen ein hübsches Aussehen verpassen. Zum Schutz der Kabine wurde der Überrollkäfig vom 6x6 wieder montiert. Aus Messingröhren aus dem Heizungsbau zusammen gelötet hat dieser Überrollkäfig noch eine wahre Mission. Er soll die Kabine schützen und das tut er auch. Vielfach sieht man Überrollkäfige aus Kunststoff, die keinen Schutz mehr darstellen und nur noch der Optik halber oder dem Regelwerk geschuldet montiert sind.
Auf dem 6x6 kam die bruder Kabine in Form des Scanias zum Einsatz. Diese Kabine ist wirklich sehr schön und detailliert gearbeitet. Die Detailfreunde wirkt sich aber auch auf das Gewicht der Kabine aus, was mich wieder zum MAN greifen ließ. Die kommunalorange Hütte musste für die Achsbreite ein wenig angepasst werden. Hierfür wurde in die Radläufe schwarzes Gummiband eingeklebt. Die Reifen sind somit Regelkonform abgedeckt.
Der hintere Aufbau wurde wieder aus Flugzeugsperrholz zugesägt und verleimt. Ein wenig Gitterstruktur aus dem Baumarkt gibt bei Betreten der Ladefläche ausreichend Halt. Auch hier ist der Farbton Kommunalorange maßgebend. Ein paar kleine Anbauteile runden das Bild ab.
Nicht nur um dem hohen Aufbaugewicht entgegen zu wirken wurden die Felgen des Wominators überarbeitet. Die Felgenhälften wurden aus Messing gedreht, was reichlich Gewicht an die möglichst tiefste Stelle bringt. Schwarz lackiert fällt dieser Punkt erst beim zweiten Blick auf. So stehen die 1.9“ Flashpoint Reifen von RC4WD satt auf und bringen reichlich Vorschub.
So konnte der 8x8 in die raue Wettbewerbswelt entlassen werden. Seinen ersten Einsatz hatte der MAN als reiner Trialer in Karlsruhe zur Faszination Modellbau. Mit seinem Servonaut T20 lässt sich der 8x8 mehr als feinfühlig fahren, wenn auch Anfahrhilfe und Bremse bei den hochübersetzten Schneckenachsen eigentlich nicht benötigt werden. Die Devise lautete Akku rein und los. Auf dem Offroad Action Parcours war aber auch kein Wettbewerb angesetzt. Der Einsatz im Wettberwerb kam erst zum Gartentrial bei Arnd. Es zeigte sich hier, dass ein 8x8 im Wettbewerb nicht ganz meine Welt ist. Zu sehr habe ich mich an meinen 4x4 in Form eines Unimogs gewöhnt.
Nun sollte der Worminator aber nicht umsonst entstanden sein. Er sollte einer Aufgabe zugeführt werden, die auch im wahren Leben bei Veranstaltungen Verwendung findet.
Die Scaler mit ihren Jeeps und Pickups gehen ohne Winde nicht in den Wald. Nun für sich selber braucht der 8x8 keine Winde. In der Regel fährt er noch, wo andere schon lange stehen. Somit ist die Winde nicht vorne montiert, sondern im hinteren Teil des MAN, um anderen Fahrzeugen Bergehilfe zu geben.
Aus dem bereits erwähnten Messingröhrchen wurde eine Traverse gelötet, die eine Umlenkrolle führt. Über diese Umlenkrolle wird das Seil heckwärts abgerollt und kann so Fahrzeuge zum Einschleppen aufnehmen. Für den ersten Test wurde der Truck rückwärts auf die Werkbank gestellt, so dass das Seil über die Tischkante hing. Ein angehangener Plastikeimer wurde nach und nach mit Wasser gefüllt. Bei einem spezifischen Gewicht von 1 ist ein Liter Wasser gleich einem kg.
Bis 4,5 Liter zieht die Winde den Eimer problemlos nach oben. Bei diesem Test kommt die Federung des Worminators natürlich an ihre Grenzen. Auch das hintere Reifenpaar wird extrem belastet. Bei fünf Liter Wasser zieht die Winde, mit 6V aus separatem Akku versorgt, einfach nicht weiter. Ein guter Wert, wie ich finde, für eine solche kleine Winde.
Der Trialschlepper verbindet so zwei Modellwelten, Trialsport und den Spieltrieb im Parcours, egal ob Onroad oder Offroad. Ein nettes Spielgerät für jedes Gelände für das Kind im Manne.
Text: Arnd Bremer