Wie alles begann

 

Die Geschichte des Modell-Truck-Trial ist eng mit der Faszination Modellbau in Sinsheim verbunden. 1997 wurde hier der erste TRUCKmodell-Trial ausgerichtet.

Zu Beginn startete man in drei Größenklassen. Bedingt durch die beteiligten Firmen, die ihre Produkte vertreten sehen wollten, erfolgte die Einteilung in drei Klassen:

            1:8 (Brami)                                       

                       1:12 (Bönning)

                                   1:16 (Wedico)

Diese drei Modellhersteller bildeten zu dieser Zeit einen namhaften Kreis in der Sparte LKW Modellbau und sind heute leider alle Geschichte. Gestartet wurde auch noch mit nicht allrad angetriebenen Fahrzeugen. Diese Klasse verschwand jedoch bereits nach dem ersten Wettbewerb wieder aus der Wertung. Die ersten LKW mit denen ins Gelände gefahren wurde waren noch weit entfernt von dem was heute üblicher Weise eingesetzt wird. Auch war der Parcours noch weitaus anders gestaltet.IMG 1258

Die Verantwortlichen hatten damals Bedenken die Strecke sei zu anspruchsvoll und die Fahrzeuge könnten Schaden nehmen. In den Anfangsjahren hatten sich die Ausrichter (Jörg Bönning, Friedrich Waldheim und Gernot Greiner) noch modellhafte Hindernisse überlegt. Es galt Hindernisse, wie die Wippe oder die verschränkten Balken zu bewältigen. Bei erstgenannter Wippe war auf einer Stange ein Ball gelagert, fiel dieser hinunter erhielt man entsprechende Strafpunkte. Als Steigerung war noch ein kleines Glöckchen montiert. Schlug diese an wurde auch dies mit Fehlerpunkten gewertet. Bei den „Verschränkten Balken“ ging es darum so weit wie möglich diese zu Befahren. Beide Hindernisse sind in der großen Schublade verschwunden. So ging es in den ersten sieben Jahren der Faszination Modellbau.

Bedingt durch personelle Änderungen stand das TRUCKmodell Trial nach der Messe im Jahre 2003 vor dem Aus. Dies durfte nicht geschehen. Die IG Modell-Truck-Trial trug ihr Konzept den Verantwortlichen im Verlag für Technik und Handwerk und der Messe Sinsheim im August 2003 vor. Alle waren hiervon angetan und so übernahm im Jahre 2004 die 2002 gegründete IG Modell-Truck-Trial das Trial in Sinsheim.

Das neue Konzept sollte sich mehr an den Originalen orientieren.

Trial  kommt aus dem Englischen von dem Wort „to try“ gleichbedeutend im deutschen „versuchen“.

Bei den Originalfahrzeugen in der ITTM und der europäischen Truck-Trial Meisterschaft geht es um geländespezifisch angelegte Geschicklichkeitsprüfungen mit dem Zweck der Erprobung im Umgang mit dem Fahrzeug (siehe Regelwerk ETT Pos.1 Grundlagen der Veranstaltung)

Diesem Grundgedanken folgend verschwanden die „unnatürlichen“ Hindernisse in der bereits erwähnten großen Schublade. Es sollte ein Trial entstehen, der sich den natürlichen Hindernissen stellt. Wie bei den Großen sollten die Trucks durch schwierigstes Gelände den gesteckten Parcours durchfahren. Hier stellte sich auch die Problematik. Die für Sinsheim verantwortlichen Geländebauer (Armin Zimmer, Martin Henrici und Gabriel Schmidkunz) standen vor der Aufgabe ein Gelände zu schaffen, das alle Teilnehmer in gleichem Maße fordert aber nicht alle überfordert. Im Jahre eins der IG wurde daher Bauschutt als Grundfüllmaterial herangeschafft. Bauschutt beinhaltet von Hause aus schon verschiedene Körnungen des Materials. Zusätzlich hierzu wurden noch Pflastersteine und regelrechte Baumstämme im Gelände verteilt. Diese Untergründe bildeten die Strecke. Im Jahre 2004 wurde mit den Torstangen noch experimentiert. Knickstrohhalme dienten in diesem ersten IG-Jahr als Torstangen. Diese waren noch nicht der Weisheit letzter Schluss.

Bedingt durch den Wechsel zum neuen Konzept änderte sich auch die Einteilung der Klassen. Die bisherige Einteilung in drei Klassen wurde abgelöst durch die Einteilung in Klasse 1 (1:8 bis 1:11,9) und Klasse 2 (1:12 bis 1:16). Neben diesen Leistungsklassen war bereits vor Jahren die XC-Klasse eingeführt worden. Hier sollte dem Nachwuchs ein kostengünstiger Einstieg gegeben werden. Diese Einstiegsklasse wurde jedoch das Jahr darauf in die Klasse 2 integriert, da sich niemand mehr fand, der ein XC „out of the Box“ betrieb.

 Die Schwierigkeit bestand darin, die unterschiedlichen Fahrzeugkonfigurationen in der Abrechnung anzugleichen. Grundsätzlich gingen die neuen Organisatoren davon aus, dass die breiten Fahrzeuge einer Klasse in den Toren ihre Schwierigkeiten haben und die kleinen Fahrzeuge an größeren Hindernissen. Technische Besonderheiten, wie Allradlenkung, Sperrdifferentiale und Liftachsen (um nur einige zu nennen) wurden mit einem Handicap belegt. Mehrachser erhielten einen Bonus. Mit diesem Bonus bzw. Handicap wurden die erfahrenen Punkte multipliziert.

Im Jahre 2005 wechselte der Belag. Der Bauschutt musste Mutterboden weichen. Anstatt einer Wasserdurchfahrt wurde eine Schlammpassage integriert. Diese „Gabriel-Gedächtnis-Pfütze“ führte zu Diskussionen zwischen Aufbauteam und Teilnehmern. Jedoch wurde diese Passage nur entschärft und nicht entfernt, da wie bei den Originalen niemand gezwungen wird eine Sektion zu durchfahren. Die provisorischen Trinkhalme als Torstangen mussten einer Neukonstruktion weichen. Um gebrochene Torstangen nicht jedes Mal ersetzen zu müssen wurde auf einem 5mm dicken Stahlnagel ein Stück Silikonschlauch befestigt. Auf diesem kam die eigentliche Torstange aus Holz. Mit der entsprechenden Farbmarkierung versehen war die Torstange einsatzbereit. In dieser Form finden die Torstangen bis heute ihre Verwendung.

Bereits 45 Teilnehmer fanden damals den Weg in die Halle 1. Wobei hier auch schon ein paar wenige Fahrerinnen vertreten waren. In diesem Bereich hat sich seit dem jedoch nicht viel getan. Vielfach sind es die Töchter von aktiven Fahrern, die hier mit ins Geschehen eingreifen. Gestandene Frauen ließen und lassen sich bisher an einer Hand abzählen. 2006 war die Zeit der neuen Modelle im Trialzirkus zu Sinsheim. Nachdem im Vorjahr jeder zweite eine U300 von Dickie als Karosserie hatte (zumindest kam es einem so vor) kam die Zeit der Eigenbauten. Dodge, Kraz, Uranus und Ural waren neben den bereits bekannten Faun und Oskosh zu bewundern. Ein erster Trend war absehbar, dass die Modellbauer auch etwas auf das Äußere ihrer Modelle achten würden. Natürlich waren auch noch „reine“ Sportgeräte auszumachen. In diesem Jahr sollten wir einen der innovativsten Modellbauer in der Trialgemeinde ein letztes Mal in Sinsheim begrüßen dürfen. Falk Fröhlich hat es vielleicht geahnt, dass es für ihn das letzte Trial zur Faszination Modellbau sein sollte. Wenn er es im Inneren wusste so hat er es niemandem gezeigt. Falk starb im Herbst 2006. Falk hatte zu diesem Event eine vorbildgetreuen MAN TGA 8x8 vom Hardox-Team an den Start gebracht. Herr Schoch als Eigentümer des Teams hatte es sich nicht nehmen lassen „seinen“ Truck im Wettbewerb zu bewundern. Nicht zum ersten Mal erhielten die Trialeros die Bestätigung, dass wir sehr nah am Original sind. Glücklicher Weise unterscheiden sich Original und Modell in den Kosten. Unser Saisonbudget ist nur ein Bruchteil von dem was bei den Originalen anfällt.

Das Jahr 2007 brachte wieder Änderungen mit sich. Das Regelwerk wurde abermals den neuen Gegebenheiten angepasst. Jeeps und Pickups wurden ab sofort per Reglement verboten. Somit lag der Schwerpunkt, wie schon in den Anfangsjahren, wieder auf dem Bereich TRUCK. Zum zweiten hatten die Verantwortlichen das Regelwerk in der Klasseneinteilung angepasst. Die Einteilung in die Klassen erfolgte nun nach der Breite des Fahrzeuges. 160mm Mindestbreite musste ein Fahrzeug ab sofort in der kleinen Klasse 2 bringen. Bei den Großen wurden 240mm als Maß der Dinge angesetzt. Im Jahr zuvor waren einige versierte Kollegen hingegangen und waren mit kleinen Vorbildern in der Klasse 1 gestartet. Nicht mit uns haben sich darauf die Regelwerkschreiber gedacht und die Einteilung entsprechend geändert. Neben diesen technischen Änderungen gab es personelle Veränderungen. Im ersten Jahrzehnt hatten die Kollegen des MRC-Mauer als Schiedsrichter fungiert. Aufgrund guter Kontakte von Ronny Bochmann zur deutschen Truck-Trial-Meisterschaft konnten drei Wertungsrichter für den Modellsport gewonnen werden. Bereits bei der Vorbesprechung konnte man die Kompetenz von Ronny Braun, Maren Krieg und Thomas Härtig spüren. Die richtigen Fragen an der richtigen Stelle. Maren stellte auch direkt den eigentlichen Unterschied vom Modell zum Original fest:

„Bei den Großen müssen wir aufpassen, dass wir nicht vom Tatra überrollt werden, hier müssen wir aufpassen, dass wir nicht drauf treten“.

Wenn man dies so ließt könnte der Eindruck erweckt werden Modell-Truck-Trial fand nur in Sinsheim statt. Doch weit gefehlt. Wie bereits oben erwähnt hatten sich im Jahre 2002 Modell-Trialer aus ganz Deutschland zur IG-Modell-Truck-Trial zusammengefunden. Diese Interessengemeinschaft hatte und hat sich zum Ziel gesetzt den Modelltrialsport weiter zu verbreiten und zu fördern. Aus diesem Grund, der Förderung des Sports, gab es in 2002 auch die ersten Läufe zur Norddeutschen-Modell-Truck-Trial-Meisterschaft (NDMTTM). Die ersten Läufe wurden ausgerichtet vom RC-Glashaus in Quickborn und dem MTC-Hannover auf deren Vereinsgelände.

Die Einschränkung, die es von Beginn an in dieser Meisterschaft gab, war die Beschränkung der Fahrzeugklassen. Aus Platzgründen verzichteten die Ausrichter auf die Große Klasse. Teilnahmeberechtigt waren und sind (leider) nur Fahrzeuge bis maximal 1:12, was in der Regel einer Breite von 200mm entspricht. Durch die Präsens auf Messen und im Internet (www.modell-truck-trial.de) konnte die IG den Trialvirus immer weiter verbreiten. Weitere Ausrichtungsorte kamen hinzu und verschwanden auch wieder. Die aktuellen Austragungsorte findet man auf unserer Webseite.

In heißen Sommern kämpften die Fahrer, zwischenzeitlich bezeichnete man sie auch als Trialeros, mit platzenden Klebeverbindungen oder überhitzten Fahrreglern. An regnerischen Tagen musste die Fahrzeugelektronik entsprechend geschützt werden. Und auch die Fahrer mussten entsprechend geschützt werden. Sonnencreme und Ostfriesennerz gehören im Sommer in die Bastelkiste.

Die NDMTTM mauserte sich im Laufe der Jahre zur größten Serie mit den meisten Veranstaltungsorten und den meisten Fahrern. Im Jahre 2006 konnten die Trialeros aus fünf Veranstaltungen (Vechta, Ahlhorn, Bargdeheide, Hannnover und Seesen) auswählen.

Der Virus verbreitete sich jedoch nicht nur im Norden. Auch der Osten ist stark befallen. Glücklicher Weise hat der Trialvirus keinerlei negativen Einfluss auf das Wohlbefinden des Modellbauern. Einziger negative Punkt; dreckige Autos dürfen nicht mehr im Wohnzimmer auf den Tisch. Zurück zu den Kollegen im Osten der Republik.

Hier war der Ausgangspunkt ebenfalls die Messe in Sinsheim. 1998 waren zwei Modellbauer aus Schwarzenberg auf der Messe in Sinsheim als Besucher. Frank steckte sich dabei mit dem Trialvirus an und fing an einen entsprechenden Truck auf die Räder zu stellen. Dies geschah ohne Wissen der Vereinskollegen. 1999 startete er bereits mit dem Truck in Sinsheim. Sein Bericht von der Teilnahme stieß auf wenig Gegenliebe im Verein. Es wurde als Kinderkram abgetan und niemand konnte sich so richtig was unter Modell-Truck-Trial vorstellen bis sie seinen Trialtruck in Aktion gesehen hatten. Der Funke sprang über und umgehend wurden vier Fahrzeuge aufgebaut. Im Jahre 2000 waren die Schwarzenberger um Bernd Eckart bereits mit drei Kollegen vor Ort in Sinsheim. Diesmal reichten die Platzierungen bereits für die Top Ten. Der technische Stand der Fahrzeuge wurde ständig verbessert. Die Trialgemeinde im Osten wurde immer größer. 2002 meldeten sich bereits 12 Infizierte aus Sachsen und Thüringen für das Trial in Sinsheim. Eine jährliche Dosis war den Trialer dann doch zu wenig und so wurde die offene sächsische Modell Trucktrial Meisterschaft ausgerufen. Austragungsorte waren Pöhla und Bad Düben. Immerhin 13 Teilnehmer meldeten sich spontan zu dieser Meisterschaft, die überragend von Andreas Eckardt gewonnen wurde. Nicht nur hier konnte er sein Können zeigen, auch in Sinsheim konnte er in seiner Klasse über drei Jahre hintereinander gewinnen. 2004 waren die Osttrialer mit 16 Teilnehmern in Sinsheim die stärkste Truppe. Es wurde die Idee geboren, auf der Messe in Leipzig einen Trial zu veranstalten. Maßgeblich verantwortlich für die Organisation zeichnete Rene Wittchen aus Berlin. Bis heute ist der Trial in Leipzig der Höhepunkt im Trialzirkus Ost. Die Besonderheit gegenüber den übrigen Serien ist die Vielfalt der Maßstäbe. Bedingt durch die, in der Regel, zweitägige Durchführung können beide Maßstabsklassen parallel starten. Zu jedem Fahrzeug wird die Strecke in der Torbreite angepasst. So können auch so Dinosaurier wie der Tatra 813 in 1:8 von Ronny Bochmann im Osttrial starten. Nach zweijähriger Bauzeit fuhr dieses Ungetüm 2004 das erste Mal in Bad Düben und war immer wieder ein Highlight auf dem TRUCKmodell-Trial in Sinsheim und Bremen.

Die Trialszene wird auch in Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt immer größer. 2007 standen vier Läufe auf dem Kalender des Osttrials. Alle wurden begeistert von den Aktiven und Zuschauern angenommen. Ein Ende ist auch hier nicht absehbar.

Auch international ist Modell-Truck-Trial ein Thema. In Brechen wurde die Idee einer Europameisterschaft in die Tat umgesetzt. Hier fand die erste EM im Modell-Truck-Trial statt. Dies sollte sich zum Selbstläufer entwickeln. Neben inländischen Teilnehmern waren direkt auch Österreicher, Schweizer und Tschechen mit am Start.

2017 war die letzte vorerst letzte Modellbaumesse in Sinsheim. Ein Ende einer Ära. Doch der Modell-Truck-Trial hat seinen Weg gefunden. Verschiedenste Messen und private Orte bilden die Grundlage für die weitere Zukunft.