In Hollywoodfilmen kennen wir viele Helden die über Jahre hinweg immer wieder auf der Leinwand erscheinen. Ellen Ripley in Alien, der Terminator in der gleichnamigen Filmtrilogie, James Bond und nicht zu letzt Indiana Jones. Alle diese Filmhelden sind nicht klein zu kriegen. Und wenn man meint, dass war es jetzt, dann tauchen sie Jahre später wieder auf. Diese Stehaufmännchen der Filmindustrie haben einen bekannten Nachahmer im Modellbau; den Tamiya XC (Art.-Nr. 49490).
Der Tamiya XC oder auch CC01 begleitet die Trial-Szene seit ihrem Beginn.
Eigentlich ist der XC von Tamiya nicht Fleisch und nicht Fisch, will sagen; für das zielgerichtete Trialen ist der Wagen eigentlich zu schnell und die Lenkung zu schwach. Für das schnelle Fahren auf Schotter und leicht hügeligem Gelände ist er zu langsam.
Es ist daher nicht verwunderlich, dass das Chassis von Anfang an Veränderungen und Verbesserungen durch Modellbauer und Zulieferern ausgesetzt war. Nur Tamiya hat sich in diesen Reigen nie eingereiht. Dieses Tuningfeld wurde nicht beackert. Vielleicht Glück für die Modellbauer, so konnte der Preis für dieses Modell Einsteiger freundlich gehalten werden.
Der XC/CC01 ist somit einen näheren Blick wert, wenn es um den Einstieg ins Trialen geht.
Der XC wurde in verschiedenen Karosserievariantenangeboten.
- Pajero Metalltop Wide Bestell - Nr.: 58132
- Honda CR-V Bestell - Nr.: 58178
- Jeep Wrangler Bestell - Nr.: 58141
- Isuzu Mu Bestell - Nr.: 58152
- Isuzu Mu Type X Bestell - Nr.: 58166
- VW Race-Touareg Bestell – Nr.: 58324
- MB Unimog Bestell – Nr.: 58457
Der Bausatz wird, wie bei Tamiya üblich, in einem farbig bedruckten Pappkarton angeboten. Die einzelnen Bauteile sind in alphabetisch markierten Plastikbeuteln verpackt. Dazu kommen Kunststoffspritzlinge, die ebenfalls mit Buchstaben markiert sind.
Vor dem Zusammenbau empfiehlt sich ein Durchlesen der detaillierten Bauanleitung. Auf den letzten Seiten findet sich eine Aufstellung aller Einzelteile an dem jeweiligen Spritzling bzw. in der entsprechenden Tüte.
Der Beweis, dass die Montage des Volkswagens kinderleicht ist, wurde von meinen Kindern Nicolai, damals 12 Jahre und Lara, damals 9 Jahre erbracht.
Beide hatten sich spontan angeboten den 4x4 zu montieren. Beide waren schon mit ähnlichen Fahrzeugen auf Veranstaltungen gefahren. Nicolai wurde 2005 dritter der Junioren in Hannover zum vierten Lauf der NDMTTM. Diese Montage war für beide Neuland. Entsprechen vorsichtig näherten sie sich dem Projekt. Der Aufbau der Anleitung kommt Einsteigern jedoch sehr entgegen. Alle Teile sind, wie oben beschrieben, nummeriert. Um 100% sicher zu gehen sind alle Teile in 1:1 neben dem jeweiligen Bauabschnitt abgebildet. Somit reicht ein Anlegen im Zweifelsfall um das richtige Teil zu identifizieren.
Die Kids folgten der Anweisung und mit ein wenig Unterstützung von meiner Seite ging die Montage rasch voran. Der Montage des Motorritzels folgte der Zusammenbau des vorderen Differentialgetriebes. Eine Option zum Sperren des Ausgleichsgetriebes liegt leider nicht bei. Dazu später mehr. Nicolai und Lara wechselten sich mit den einzelnen Bauabschnitten ab. Größere Passagen wurden auch gemeinsam ausgeführt. Lediglich die Schraubverbindungen wurden von mir überprüft. Es fehlte den Beiden schlichtweg die Kraft, die Kreuzschrauben in den Kunststoff zu drehen. Die Kids bauten den Touareg gemäß der Bauanleitung auf und bereits am Ende des Tages stand der Volkswagen fertig montiert auf dem Wohnzimmertisch. Lediglich die Karosserie musste noch, nach Lexanart von innen, lackiert werden. Mit den detaillierten Decals ist so ein schönes Modell in kurzer Zeit entstanden. Das erste Tuning war hier schon erfolgt. Die serienmäßigen Gleitlager wurden bereits bei der Erstmontage gegen optionale Kugellager getauscht. Dies schont später den Akku und verlängert die Fahrzeiten.
Die erste Testfahrt fand im Wohnzimmer statt. Das Hinterachsdifferential war bereits bei der Montage, mit der beiliegenden Differentialsperre G5, gesperrt worden, somit driftete der Touareg schön auf dem glatten Fliesenboden. Meinem Sohn war das jedoch noch nicht schnell genug. Ein etwas höher drehender Tamiya RS540 Sporttuned lag noch in einer meiner Kisten und musste unbedingt verbaut werden. Mit diesem ersten Tuning ging es zu einem Aschenplatz.
Hier konnten die zwei Kids den Race-Touareg so richtig fliegen lassen.
Dies war aber nur ein kurzer Abstecher und gehört hier eigentlich gar nicht hin. Ein Trialtruck soll hier schließlich beschrieben werden. Mit der Touareg Karosserie ist der XC jedoch bei den meisten Wettbewerben lt. Regelwerk nicht zugelassen. Eine Alternative muss also her. Und auch der schnelle Motor muss wieder weichen. Ein Truckpuller, das glatte Gegenteil zum Rennmotor, wurde eingebaut. Somit steht für den Anfang genügend Drehmoment für das schwerere Gelände zur Verfügung. Um im Trialgelände zu bestehen bedarf es weiterer Umbaumaßnahmen bzw. einiger Tunigmaßnahmen. Damit aus dem VW ein Truck wird muss die Autokarosserie einer LKW-Form weichen. Sehr robust und preislich interessant sind Produkte aus dem Hause „bruder“ (www.bruder.de).
Natürlich passt diese Karosserie nicht ohne Änderungen auf das Wannenchassis. Doch gut „gedremelt“ ist halb gewonnen. Nach ein paar einschneidenden Veränderungen passt die Karosserie wie an gegossen und kann mit zwei passenden Bohrungen versehen auf den original Halterungen befestigt werden. Ein „Nachteil“ dieser Bauart ist der geringe Wiedererkennungswert. Dem Modellbauer mit dem Drang zu Individualität sei eine Karosserie in Eigenbau ans Herz gelegt. Eckige Vorbilder eignen sich hervorragend zum Nachbau aus PS Platten. Polystyrol Platten in verschiedenen Stärken erhält man im gut sortierten Modellbauladen oder im Internet. Hier empfiehlt sich die Suche nach Architektenbedarf.
Nachdem oder bevor der XC von VW auf LKW umgerüstet würde, muss eine Schwachstelle des Modells behoben werden. Die Lenkung des CC01 bedarf einer Überholung. Durch die Wannenkonstruktion bedingt muss die Lenkbewegung in der Höhe versetzt werden.
Hierfür läuft ein Kunststoffrohr in einer Führung in der Fahrzeugwanne. Die erfolgt in der Standardausführung ohne Lager. Bei dem vorgesehen Einsatzort kommt es jedoch verstärkt zu Staub und Schmutzbelastung. Dieser Dreck setzt sich ab und wirkt wie Schmirgelpapier und verursacht Riefen. Dies wiederum führt zu unnötig großen Lenkkräften. Im Internet findet sich schnell Abhilfe. Mit dieser kleinen Änderung geht die Lenkung viel leichter. Bei dieser Operation sollte direkt auch das Augenmerk auf die Minimierung des Lenkspieles erfolgen. Die Kugelköpfe müssen entsprechend spielfrei ausgewählt werden. Bei der Optimierung des Lenkeinschlages helfen ebenfalls Tuningteile aus dem Internet weiter. Ohne Kreuzgelenke sollte man mit dem Erweitern des Lenkeinschlages vorsichtig sein, damit die Knochen nicht aus der Führung rutschen.
Um den Schwerpunkt möglichst tief zu halten werden die Felgen beschwert. Dies kann auf verschiedene Art und Weise erfolgen. Im Zubehörhandel werden spezielle Bleiringe angeboten, die auf die Tamiya-Felgen passen. Oder die vorhandenen Felgen werden direkt mit Blei ausgegossen. Dies ist durchaus machbar wenn die Felge beim Gießen gekühlt wird. Eine weitere Möglichkeit ist das Füllen der Reifen mit Wasser oder Bleikugeln. All diese Änderungen der Felgen führen zu einer höheren Belastung des Antriebsstrangs. Also bitte nicht übertreiben.
Die Bereifung des CC01 hat einen Durchmesser von 88 mm und ist nicht für das Grobe ausgelegt. Im Zuge des großen Erfolges der Scalerfamilie ist das Problem Reifen eher der Natur, dass man vor lauter Wald die Bäume nicht sieht. Es gibt Unmengen an Reifen und Felgen, hier sollte jeder was Passendes finden.
Das Manko des zu schnellen Antriebs wurde bereits durch den Einbau des langsam drehenden Truckpullers minimiert, jedoch kann das Fahrzeug auch mit diesem Motor immer noch am Hang unkontrolliert weglaufen.
Grundsätzlich sollte die Übersetzung des Antriebs so ausgelegt sein, dass das Auto am Hang kein Eigenrollen entwickelt. Verschiedene Kleinserienhersteller bieten hier entsprechende Reduziergetriebe an. Beim Tuning des XC sollte immer der Grundgedanke des Trials im Hinterkopf bleiben. Es geht um das zielgenaue und gefühlvolle Fahren in schwerstem Gelände. Wer bei seinen Umbauten dies bedenkt, wird viel Freude an seinem XC haben.